Fürstenzug
Video: Kamerafahrt über ein Modell des Fürstenzugs, Sabine Hirsekorn, 2018
Der Fürstenzug gehört zu den Wahrzeichen Dresdens. Das verwundert kaum, denn mit etwa 23.000 Fliesen aus dem berühmten Meißner Porzellan ist er weltweit das größte Wandbild aus diesem kostbaren Material. Seinen Namen erhält der Fürstenzug von den abgebildeten Personen: Er zeigt die Fürsten, Markgrafen und Könige aus dem Haus Wettin, den Herrschern über Sachsen. Schon in der Zeit der Renaissance, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, gab es hier ein Wandgemälde, das einen Zug der Völker der Welt, die in Dresden bei Hofe zu Gast sind, den in der Stadt Ankommenden präsentierte. Die heutige Version wurde 1907 geschaffen.
The "Fürstenzug" - the "procession of princes" - is one of the landmarks of Dresden. This is hardly surprising, because with about 23,000 tiles from the famous Meissen porcelain, it is the largest mural made out of this precious material in the world. The Fürstenzug receives its name from the persons depicted: It shows the princes, margraves and kings from the House of Wettin, the rulers of Saxony. Already at the time of the Renaissance, in the second half of the 16th century, there was a mural here, which presented a procession of the peoples of the world, who were guests at court in Dresden, to those who arrived in the city. The current version was created in 1907.
Text: Kristina Friedrichs

- Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Regine Richter, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70206419

Über den Fürstenzug
1. Wie der Fürstenzug an die Wand kam
2. Von Markgrafen, Kurfürsten und dem Bürgertum – die Figuren des Fürstenzuges
3. Weißes Gold – der Fürstenzug und das Meißner Porzellan
4. Das Jadgtor als Durchgang zum Stallhof
5. Wo kann man sich weiter belesen?
Wie der Fürstenzug an die Wand kam
Bereits 1589 hatte Christian I. eine Reiterschaft aus aller Herren Länder an der Außenwand des Stallhofes aufmalen lassen. Damals führte entlang der heutigen Augustusstraße die Hauptverbindung aus der Stadt hinunter zur einzigen Dresdner Elbbrücke – ein jeder kam hier vorbei.
Diese Malerei war natürlich nicht von Dauer. So entschied man sich, anlässlich der 800-Jahr-Feier des Hauses Wettin ein neues Wandbild anzubringen. Schon 1865 entwarf der Maler Wilhelm Walther einen Festumzug, der die Fürsten aus diesem Adelsgeschlecht ab 1127 chronologisch aufreihte. König Georg gefiel diese Idee, und so konnte Walther seinen Vorschlag in den Jahren 1872 bis 1876 umsetzen. Er entschied sich für eine Technik, die der ursprünglichen Gestaltung in Grisaillemalerei nahekam, das so genannte Sgraffito, bei dem in den dunkel getünchten Putz die Figuren heraus gekratzt werden und so in einer hellen Farbe erscheinen.
- Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Wilhelm Walter, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70401170
Leider litt das Wandbild unter der Witterung, so dass es schon 1904 bis 1907 ersetzt werden musste. Dafür kamen wetterbeständige Fliesen aus Meißen Porzellan zum Einsatz, die nach dem ursprünglichen Entwurf gefertigt wurden. Dieser Entwurf wird noch heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden verwahrt. Das Wandbild befindet sich noch heute in weitgehend originalem Zustand, denn das Porzellan war widerstandsfähig genug, um sogar der Hitze der Kriegsbrände 1945 zu trotzen.
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Von Markgrafen, Kurfürsten und dem Bürgertum – die Figuren des Fürstenzuges
Der Fürstenzug ist wie ein Wandteppich dargestellt. Es scheint, als würde er oben von runden Knöpfen festgehalten, unten hängen Quasten herunter. Auf dem goldfarbenen Grund reitet der Festumzugder wettinischen Fürsten von rechts nach links. Ein Bote, ein so genannter Herold, reitet dem Zug voraus und Reiter mit Fanfaren kündigen diesen an. Konrad I. als Markgraf von Meißen und der Lausitz bildet den Auftakt des Festzuges, der als Begründer des wettinischen Territoriums gilt. Es folgen ihm 33 weitere Markgrafen, Könige, Herzöge und Kurfürsten sowie der damals designierte Thronfolger Prinz Georg.
Neben den hohen Herrschaften sind auf dem Fürstenzug weitereFiguren zu sehen. Handwerker, Soldaten, aber auch Kinder, Bauern und Künstler begleiten den Zug. So befinden sich unter den Teilnehmern auch der Bildhauer Ernst Rietschel, der Maler Ludwig Richter und natürlich der Urheber des Fürstenzuges, Wilhelm Walther. Auch an die wichtigsten Institutionen Sachsen wurde gedacht: Am Ende des Zuges laufen ein Student der Technischen Hochschule Dresden, ein Student der Universität Leipzig, der Direktor der Königlichen Bibliothek sowie ein Schüler des wichtigen Kreuzgymnasiums.
Konrad | ![]() |
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Ernst | ![]() |
Albrecht | ![]() |
Georg | ![]() |
Moritz | ![]() |
August | ![]() |
Christian I. | ![]() |
Johann Georg IV. | ![]() |
August der Starke | ![]() |
Prinz Georg | ![]() |
Wilhelm Walther | ![]() |
Weißes Gold –der Fürstenzug und das Meißner Porzellan
- Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, J. Karpinski, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70059446/df_ld_0006657
Für den Fürstenzug wurde das Porzellan noch aufwändiger bearbeitet. Zunächst brannte man die Fliesen, um sie dann einzufärben, woraufhin sie wieder gebrannt wurden. Dann erst malte man die eigentlichen Figuren auf die Fliesen und brannte die Fliesen erneut.
Das Jagdtor als Durchgang zum Stallhof
Direkt zwischen dem Georgentor und dem Fürstenzug befindet sich am Anfang des Langen Ganges das Jagdtor. Da die Augustusstraße bis ins 18. Jahrhundert der einzige öffentliche Zugang zwischen Stadt und Elbbrücke war, bildete es den Haupteingang zum Stallhof und war daher besonders geschmückt. Das Tor selber wird von zwei Säulen flankiert und gliedert sich mit seiner Rustizierung in die Wandgestaltung des Langen Ganges ein. Den Schlussstein bildet ein Löwenkopf, links und rechts begleitet von Pferdeköpfen. Auf den Säulen ruht ein schlichter Architrav, über dem zwei Löwen das sächsische Kurwappen halten. Sie werden von zwei Kriegern auf hohen Sockeln eingerahmt. Darüber befindet sich schließlich noch eine in Rollwerk gefasste Huldigungstafel für Christian I., den Erbauer des Stallhof-Ensembles. Die Bildhauerarbeiten stammen von Andreas Walther III, ebenso wie die gesamten plastischen Arbeiten im Stallhof.
Im Jahr 1899 baute man einen Seitenflügel an den Georgenbau an, der sich direkt über dem Jagdtor befindet. Damit wird das Tor nun optisch eher zum Georgenbau gehörig wahrgenommen, obwohl es ursprünglich Teil des Langen Ganges war. In diesem Zuge fügte man auch Teile der beiden ehemaligen Südportale des Georgenbaues zu einem Bogen zusammen, welcher sich heute an der Wand des Raumes direkt hinter dem Jagdtor befindet.
Wo kann man sich weiter belesen?
Karlheinz Blaschke: Der Fürstenzug zu Dresden: Denkmal und Geschichte des Hauses Wettin, Leipzig/ Jena/ Berlin 1991.
Reinhard Delau: Der Fürstenzug in Dresden, Dresden 2006 (2. Auflage).
Jürgen Helfricht: Dresdens Pracht der Monarchie: Residenzschloss & Fürstenzug, Husum 2015.