Evangelische Schlosskapelle

The chapel of the castle in Dresden was the sacral place for the protestant prayers of high society for more than 200 years. The chapel was built in 1551-1555 and included two streams of architectural style. The walls represented Renaissance style while the vaults symbolized Gothic style. In 1737, the chapel was turned into a profane building. After the total destruction during the bombardments in 1945, its restoring was started at the end of 20-th century.

 Gliederung

Evangelische Schlosskapelle

 

Die evangelische Schlosskapelle Dresden
Die evangelische Schlosskapelle. Kupferstich von D. Conrad, 1676

In der evangelischen Schlosskapelle Dresden herrscht ein harmonisches Zusammenspiel von Gotik und Renaissance, wobei sich ein geschwungenes spätgotisches Gewölbe über den Renaissancebau aufbaut. Vor 400 Jahren war der Raum der Kapelle noch dazu mit Schriftplatten von biblischen Texten, Kinderengeln und Figuren bestückt. Dicht unter dem Gewölbe erstreckten sich kunstvoll angefertigte Schlangen.

Kurz zur Geschichte:

Der Aufbau der evangelischen Schlosskapelle erfolgte in den Jahren 1551-1555 unter Kurfürst Moritz, angeblich nach den Plänen von Caspar Vogt von Wierandt. Die Ausgestaltung der Kapelle ist mit den Jahren 1553-1555 zu datieren. In dieser Zeit wird das Land Sachsen von Kurfürst August (1526-1586) regiert. Er erbt den Thron von seinem Bruder Moritz, der in der Schlacht bei Sievershausen fiel (11.07.1553) und keine männlichen Nachkommen hatte. Im Jahre 1553 entstand die Kanzel der Schlosskapelle. Im Jahre 1554 wurde an dem alabasternen Mittelteil des Altars in den Niederlanden gearbeitet. Das Portal der Schlosskapelle ist mit dem Jahr 1555 zu datieren, wobei die hölzerne Tür ein Jahr später entstand.

In den folgenden Jahrhunderten wurden an der evangelischen Kapelle zwar einige Veränderungen durchgeführt, doch ihre Einzigartigkeit in der für sie charakteristischen Symbiose von Renaissance und Gotik blieb unangetastet.  Es folgt 1737 die Profanierung der evangelischen Schlosskapelle, das heißt die Umgestaltung zum weltlichen Gebrauch. Bei den Bombenangriffen am 13. Februar 1945 waren die Räume der Schlosskapelle zerstört. Der Wiederaufbau der evangelischen Schlosskapelle folgt dem Wiederaufbau des gesamten Schlosses, der in 80er Jahren des 20. Jahrhunderts begann. Die Lösung für das architektonische Konstrukt des Innenraumes der Schlosskapelle wurde mühsam erarbeitet. Es folgten langwierige Forschungen darüber, wie das einst einzigartige Gewölbe ausgesehen haben mag. Basierend auf den wenig erhaltenen, überlieferten Skizzen und schriftlichen Beschreibungen handelte es sich wohl um ein Schlingrippengewölbe.

 

Schlingrippengewölbe
Schlingrippengewölbe der evangelischen Schlosskapelle. Foto: Tatiana Fischer.

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Das Portal

Das Portal erfüllt nicht nur die Funktion des Einganges in die evangelische Schlosskapelle, sondern ist auch das einzige Erkennungsmerkmal, das auf die Existenz des sakralen Baus dahinter deutet, denn architektonisch bleibt die Kapelle im Inneren des Schlossensembles verborgen.

 

 Das Portal
Das Portal. 3D Modell von Norman Mörsch

Für die Schlosskapelle speziell angefertigt, war das Tor  in seiner Erscheinungskraft für die damalige Zeit einzigartig. Das in den Jahren 1555/1556 entstandene Portal ist in seiner Architektur an die antike Tradition angelehnt. Die Triumphbogenkonstruktionen des alten Roms sind hierbei Vorbilder. Dabei werden die Ausführungsarbeiten an dem kunstvoll gestalteten Portal  dem italienischen Meister Giovanni Maria Mosca (ca. 1495-1573), auch Giovanni Maria da Padova genannt, zugeschrieben. An der Entstehung der "schönen Pforte" waren neben den italienischen auch deutsche Skulpteure, darunter Hans Walter II (1526-1586) und seine Werkstatt, beteiligt.

 

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Architektonische Besonderheiten

 

Das Portal der evangelischen Schlosskapelle kann in zwei Teile gegliedert werden: einer steinernen Rahmung und einer hölzernen Tür. Dabei spiegelt die künstlerische Verzierung der hölzernen Tür die Architektur der steinernen Rahmung des Portals etwas variierend wider.

Die Rahmung ist aus Sandstein. Jeweils rechts und links von dem Rundbogen der Tür sind die doppelten korinthischen Säulen auf Podesten angebracht. In den Nischen zwischen den Säulen befinden sich jeweils zwei übereinander angeordnete Figuren. Links befinden sich Plastiken von Johannes dem Täufer und dem Evangelist Johannes. Rechts befinden sich die Skulpturen von Moses und Petrus.

 

Das Portal wird von drei Skulpturen bekrönt.

Christus mit der Fahne:

In der Mitte befindet sich die Figur von Christus mit der Fahne.

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Die Statue Christus. 3D Modell von Jonas Kazimiers

 

Diese zentrale Figur wird von zwei weiteren begleitet, die jeweils an den Seiten aufgestellt sind und einen allegorischen Inhalt widergeben.

Der Glaube:

Links befindet sich die Skulptur der Glaube. Sie ist mit einem Kreuz und einem Kelch dargestellt.

Glaube
Die Statue Glaube. 3D Modell von Veit Maruschke

Die Stärke:

Rechts befindet sich die Skulptur die Stärke. Sie ist mit einer Säule in ihren Händen dargestellt.

 

Die Stärke
Die Statue der Stärke. 3-D Modell von Müller Chrisine

Es sei zu erwähnen, dass das Portal ursprünglich von fünf Skulpturen geschmückt war. Die zwei fehlenden Freiplastiken haben den Abtransport des Eingangskonstrukts der Schlosskapelle im 18. Jahrhundert nicht überstanden.


Die hölzerne Tür:

Zentral ist in der Rundbogenöffnung die biblische Szene Christus und die Ehebrecherin dargestellt. Der Rundbogen ist von korinthischen Säulen und Pilastern eingefasst. Zwischen diesen Stützen befinden sich Wappenschilder und Ornamente.

 

Die hölzerne Tür
Die hölzerne Tür. Foto: Jonas Kazimiers

Die Inschrift V.D.M.I.E. (Verbum Domini Manet In AEternum) in der Attika deutet auf die Devise des protestantischen Hauses der Wettiner: Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.


Das Bild "Christus und die Ehebrecherin":

Das Bild Christus und die Ehebrecherin beruht auf eine Geschichte aus der Bibel. Die  Ehebrecherin soll gesteinigt werden, doch wird von Jesus Christi durch seine Worte: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie“, gerettet. (Bibel, Johannes, Kapitel 8.)

 

Das mittlere Abbild
Christus und die Ehebrecherin. Foto: Jonas Kazimiers

Dieses dargestellte Bildthema war zwar sehr typisch für den protestantischen Konfessionsraum, doch es war auch zugleich im katholischen Raum südlich der Alpen präsent. Die Konstellation der Personen, die auf dem Bild dargestellt sind, nehmen Bezug auf ein niederländisches Vorbild. Die von Beschuldigern umgebene Ehebrecherin und der im Vordergrund unbeteiligt auf dem Boden schreibende Christus sind typische ikonografische Darstellungen der Niederlande damaliger Zeit. 

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Im Laufe der Geschichte

Im Laufe der sächsischen Geschichte hatte die „schöne Pforte“ der evangelischen Schlosskapelle ihren Standort mehrmals gewechselt.

Fast 200 Jahre (1555/1556-1738) fungierte das Portal als Eingang in den Sakralbau des großen Schlosshofs . Doch nachdem der sächsische Kurfürst Friedrich August II. (1696-1763), genau wie sein Vater August der Starke (1670-1733), zum Katholizismus übergetreten war, um den polnischen Thron besteigen zu können, verlor die Schlosskapelle ihren besonderen Status.

Im Jahre 1725 wurde der Eingang in die Kapelle von der Seite des Schlosshofes geschlossen. Ein neuer Zutritt wurde von der Straße freigelegt. Als die Schlosskapelle im Jahre 1737 profaniert wurde, verlor das Portal nicht nur die Funktion des Einganges, sondern auch die hinweisende Wirkung, die den sakralen Raum hinter den Mauern entschlüsselt.

Im Jahre 1738 wurde das Portal von dem ehemaligen Eingangsbereich der evangelischen Schlosskapelle abgebaut und an die Westfront der Sophienkirche angebracht. Dort verblieb es bis zum Jahre 1864.

In den Jahren 1864 – 1868 wurde es an dem nunmehr neugotischen Erscheinungsbild der Sophienkirche tüchtig gearbeitet. Um die stilistische Einheit des Bauwerkes durch den Renaissancestil des Portals nicht zu zerstören, wurde die „schöne Pforte“ nach einer Zwischenlagerung im Altertumsmuseum im Jahre 1872 an dem Jüdenhof beherbergt.

Am Jüdenhof blieb das Portal bis zum Jahre 2004 stehen. Bei dem Bombenabgriff am 13.02.1945 wurde es zwar beschädigt, aber nicht zerstört. Nach dem Abbau im Jahre 2004 wurden Einzelteile des Portals einer Untersuchung und Laserreinigung unterzogen.

Nach seiner Restaurierung wurde das Portal im Jahre 2009 wieder an seinen ursprünglichen Ort, in den großen Schlosshof, gebracht. Seitdem erfüllt das Portal wieder seine Funktion als „schöne Pforte“ der evangelischen Schlosskapelle Dresdens.

 

Weiterführende Literatur

Anwand, Jens-Uwe u.a. (2013): Das Schlingrippengewölbe der Schlosskapelle Dresden. Altenburg: Kamprad.

Magirius, Heinrich (2009): Die evangelische Schlosskapelle zu Dresden aus kunstgeschichtlicher Sicht. Altenburg: Kamprad.

Maier, Esther (2015): Sakralkunst am Hof zu Dresden. Berlin: Dietrich Reimer Verlag.


(Text: Olga Fischer)

 

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