Georgenbau

Über 800 Jahre abwechslungsreicher Geschichte kennzeichnen den Dresdner Georgenbau. Im Laufe dieser Zeit wurde er auf verschiedenste Weise genutzt und auch sein Aussehen wandelte sich viele Male. Lesen und erfahren Sie hier mehr über seine Entwicklung!

The Georgenbau (George's Gate)

Town gate, rulers' residence, chancery, place of faith, museum - during its history that spans more than eight centuries, the Georgenbau has been used in many ways while its appearance changed continously.

Based on the date of its first construction at the beginning of the 13th century, the Georgenbau turns out to be one of the oldest parts of the Royal Castle of Dresden. It was a duke George the Bearded, who made the Georgenbau part of the castle in 1530 when he decided to have it converted into a residence for his sons. Before that moment, it was Dresden's town gate. Due to the elaborate design of its facade, the building soon became the initial monument of early renaissance architecture in Central Germany.

In 1701, a disastrous fire destroyed the upper stories of the Georgenbau. It was not until the end of the 19th century that the Georgenbau regained its former glory when the castle as a whole was renovated by Gustav Dunger and Gustav Fröhlich.

After World War II the Georgenbau was once again devastated by the bombing raids that left almost every inch of the town center of Dresden in ruins. From 1964 to 1967 it was the first part of the Royal Castle to be reconstructed as a whole.

Since summer 2015, the Georgenbau is home to the Münzkabinett (Numismatic Cabinet) which is part of the The Staatliche Kunstsammlungen Dresden (SKD).

Am Kopf der mittelalterlichen Elbbrücke

Mittelaterliches Elbtor, Modell
Mittelalterlicher Georgenbau und Elbbrücke (heutige Augustusbrücke), um 1200, digitales Modell von Frank Sander, Januar 2018

Steht man heute auf dem weitläufigen Schlossplatz vor dem Georgenbau ist es kaum zu glauben, dass die über 100 m hinter einem liegende Augustusbrücke zur Zeit ihrer Erbauung, um 1175 bis 1220, bis an diesen heranreichte.

Tatsächlich war der Georgenbau ursprünglich das Stadttor am Kopf der damals sogenannten „Elbbrücke“, die als einzige den ummauerten Stadtbezirk mit dem rechtselbischen „Altendresden“ (der heutigen Neustadt) verband.

Mit 561 m war sie im Übrigen die längste Steinbrücke im mittelalterlichen Deutschland. Wie im Mittelalter üblich war der nur etwa 8,5 m breite und 10 m hohe Torturm des Georgenbaus mit einer Zugbrücke versehen.

Bei Erweiterungen im 15. Jahrhundert wurde der Tordurchgang mit einem Kreuzrippengewölbe versehen. Diese gotische Gewölbeform wurde trotz aller späteren Umbauten und Modernisierungen bis heute beibehalten.

Herrschaftliches Appartementhaus

Seinen Namen verdankt der Georgenbau dem sächsischen Herzog Georg dem Bärtigen, dessen Umgestaltung von 1530 – 1535 das Aussehen des Baus bis heute prägt.

Durch die Aufschüttung eines Bogens der Elbbrücke entstand der sogenannte Schlossplatz, auf dem der Georgenbau zu einem geräumigen Wohnhaus für die Söhne des Herzogs ausgebaut werden konnte. Zur Elbe hin entstand die Fassade eines breit gelagerten Giebelhauses, während die Stadtfassade in der Enge des Straßenraums der Elbgasse (heutigen Schlossstraße) weiterhin an einen hochgestreckten Turm erinnerte.

Kupferstich aus dem Kupferstichkabinett Dresden
Herzog Georg der Bärtige, 1500 - 1539, Kupferstich, Reproduktion: SLUB / Deutsche Fotothek, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70248275

Umbau
Süd- und Nordfassade des Georgenbaus, Zustand um 1680, Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Rudolph Kramer, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72041495

Der fast 30 m hohe Neubau begründete die Frührenaissance in Mitteldeutschland.

Er bestand aus drei Geschossen und einem hoch aufragenden Dach mit einem ebenfalls dreigeschossigen abgestuften Giebel und seitlich angesetzten Zwerchhäusern. Über dem Rundbogenportal erhob sich im zweiten Obergeschoss ein hoher Erker als herrschaftlicher Ausblick gen Elbe. Doch nicht nur die Zwerchhäuser und der Erker waren neue Elemente des von Italien beeinflussten Stils, die vorher in Dresden nicht bekannt waren, sondern auch die Kandelabersäulen an den Portalen, die mit Voluten geschmückten Giebel und viele weitere der aus Elbsandstein gefertigten, farbig gefassten Dekorformen.

Ob Georgs Söhne die für sie neugeschaffenen Appartements tatsächlich bezogen hatten, ist nicht bekannt. Dafür bewohnte aber Herzog Georg selbst das elbseitigen Appartement im ersten Obergeschoss. Als Kurfürst Moritz um 1550 seine neuen Gemächer im Westflügel des Schlosses bezog, nahm der geräumte Georgenbau vorübergehend die Kanzlei auf.

Zur gleichen Zeit verlor der Bau auch seine ursprüngliche Torfunktion, da Kurfürst Moritz die Durchfahrt mit einer Mauer verschließen ließ. Der ehemalige Hauptverkehrsweg von der Brücke durch den Georgenbau, die Elbgasse hinauf wurde entlang des Zwingers (heutiger Stallhof) umgeleitet, woraufhin die städtebauliche Bedeutung des Georgenbaus abnahm.

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Ein steinernes Glaubensbekenntnis

Der von Herzog Georg zwischen 1530 und 1535 neugestaltete Georgenbau zeichnete sich vor allem durch seinen reichen Figurenschmuck an den beiden Schaufassden aus. Wappen haltende Löwen, Porträtmedaillons von Herzog Georg, seiner Frau Barbara und seinen Söhnen, sowie ein heraldisches Fries aus 12 Wappenfeldern verwiesen auf die wettinische Herrscherfamilie.

Der Großteil des Fassadenschmucks zeigte christlich-ikonographische Motive.

Ausschnitt aus dem Kupferstich von 1680
Elbfassade des Georgenbaus nach dem Umbau 1530 - 1535

Im Zentrum der Gestaltung der Elbfassade stand das sogenannte Totentanzrelief, geschaffen von Christoph Walther I., in dem musizierende Skelette Vertreter aller Stände antrieben, denen sich Herzog Georg und sein Sohn Johann demütig anschlossen. Am Portal waren der Sündenfall Adam und Evas und der Brudermord Kains an Abel dargestellt. Dazwischen verkündete eine Schrifttafel in goldenen Lettern: „PER INVIDIAM DIABOLI MORS INTRAVIT IN ORBEM“ – „Durch den Neid des Teufels tritt der Tot in die Welt“. Allegorische Freifiguren auf den Stufen des Giebels verkörperten Laster wie Zorn, Geiz und Völlerei und obenauf stand ein Gerippe mit Sense.

Fotografie vor 1945
Dresdner Totentanz, geschaffen von Christoph Walther I., um 1530 - 1535, Ausschnitt mit Herzog Georg (dritter von rechts)Foto: Unbekannter Fotograf, SLUB / Deutsche Fotothek, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71060074

 

Auf den Giebelsstufen der Stadtfassade hingegen befanden sich der Erzengel Michael mit der erlegten Teufelsschlange und die Tugenden. Im Zentrum des Giebels thronte Maria mit dem Christuskind umgeben von Engelschören und Heiligen. Von den Portalen bis zur Muttergottes hinauf rankte ein Pflanzenornament als Symbol des Lebensbaumes. Das Hauptportal flankierten Freifiguren von Christus und Johannes dem Täufer. Auf einer Reliefplatte zwischen ihnen präsentierten Engel die Arma Christi. Zwischen den mittleren Fenstern der beiden Obergeschosse erschienen Gott und die Taube des Heiligen Geistes.

Ausschnitt aus dem Kupferstich von 1680
Stadtfassade des Georgenbaus, nach dem Umbau von 1530 - 1535

Dem an der Elbfassade demonstrierten Verfall der Menschheit in Sünde und Tod stellt sich an der Stadtfassade die Erlösung durch das Kommen und Leiden Christi gegenüber.

Vor allem aufgrund der Hauptinschrift der Stadtfassade „NON OMNIS QVI DICIT MIHI DOMINE, DOMINE, SED QVI FACIT VOLUNTATEM PATRIS MEI INTRABIT REGNUM COELORUM.“ – „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“ wird der Georgenbau als Gegenposition zum lutherschen „sola fide“ gedeutet. Nicht allein durch den Glauben, sondern erst durch das Handeln nach dem Willen Gottes konnte die Erlösung erlangt werden. Herzog Georg, der seit 1531 dem Orden des goldenen Vlieses angehörte, inszenierte sich hier als Verteidiger des Katholizismus.

Wahrscheinlich aufgrund seiner politisch brisanten Ausstrahlung in dem nach Georgs Ableben reformierten Sachsen baute Kurfürst Moritz 1556 große Teile der Elbfassade des Georgenbaus zu.

Von dem reichen Dekor der Renaissance ist heute nur noch wenig erhalten. Der Chiaveriegasse folgend erblicken Sie an der Westfront des Georgenbaus das ehemals elbseitige Portal mit Adam und Eva in den Zwickeln, welches Anfang des 20. Jahrhunderts dahin versetzt wurde. Wenn Sie hingegen durch das Jagdtor zwischen Fürstenzug und Georgenbau treten, finden Sie ein aus Relikten der beiden Südportale zusammengefügtes Portal, das Brudermordrelief, Fragmente des Reliefs mit den Arma Christi und ein Porträtmedaillon Herzog Georgs. Von dem heraldischen Fries sind drei Wappen in den Innenraum gelangt und drei weitere an das ehemaligen Kunstgewerbemuseum in der Güntzstraße, heute Teil der Hochschule für Bildende Künste. In der spätgotischen Halle des östlichen Schlossflügels sind Stücke ausgestellt, die dort 1986 in Wänden verbaut gefunden wurden. Das Totentanzrelief wurde am 15. März 1721 an die Dreikönigskirche übertragen, in deren Innenraum es noch heute zu bewundern ist.

Westwand des Jagdtordurchgangs, 1952
Aus den beiden Südportalen zusammengefügtes Portal, aufgestellt im Jagdtordurchgang, Zustand nach 1945 Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Unbekannter Fotograf, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70248271
Frontalansicht aktuell
Ehemaliges Nordportal, enstanden um 1530 - 1535, digitales Modell von Marcel Drechsler, 2017/18

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Wiederaufbau unter August dem Starken

Ausschnitt aus einem Gemälde von Canaletto, 1748
Nordfassade des wiedererrichteten Georgenbaus nach dem Brand von 1701, Negativ: SLUB / Deutsche Fotothek, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70034431

Lange Zeit blieb Herzog Georgs Gestaltung unangetastet, bis am 25. März 1701 ein Brand im Dachstuhl ausbrach, die oberen Etagen zerstörte und die meisten freistehenden Giebelfiguren ihren Halt verloren und herab stürzten. Obwohl der Fassadenschmuck wohl kaum Brandspuren davon getragen hatte, ließ ihn der damals herrschende August der Starke 1717 teilweise abschlagen und als Füllmaterial beim Wiederaufbau des ebenfalls durch den Brand in Mitleidenschaft gezogenen Ostflügels des Schlosses verwenden.
Einzig die Portale ließ er stehen, die nach über 180 Jahren der Verschlossenheit ab 1738 wieder durchfahren werden konnten.

Der für August den Starken ungewöhnlich schlichte Neubau wird Maximilian von Fürstenhoff zugeschrieben, der auf die militärische Architektur des Festungsbaus spezialisiert war.

Die Putzfassaden wurden nur durch vertikale Streifen, sogenannte Lisenen gegliedert, an der Stelle des Erkers wurde ein offener Balkon angebracht und oben schloss ein Mansarddach den Bau ab. Im ersten Obergeschoss wurden die kurfürstlichen Privatgemächer von August dem Starken und darüber seine „Bilderzimmer“ eingerichtet.

Die Funktion als Wohnhaus der sächsischen Kurfürsten und Könige, sowie deren Frauen und Kinder behielt der Georgenbau bis zum Ende der Monarchie 1918 bei.

Augusts Sohn Kurfürst Friedrich August II. ließ den Bau nach seiner Thronbesteigung 1733 wieder neu ausstatten, wobei die Bilderzimmer als Gemächer für seine Gemahlin Maria Josepha genutzt wurden. Mit Maria Josephas Musiksaal entstand im Georgenbau ein neuer Mittelpunkt des höfischen Musiklebens.


Ausschnitt aus einer Radierung von Carl Täubert, um 1820-30
Augustusbrücke um 1820-1830: Matthäus Daniel Pöppelmann gestaltete sie im Auftrag Augusts des Starken von 1727 bis 1731 zu einer repräsentativen Promenade zwischen der Residenzstadt und der „Neuen Königsstadt“. Diapositiv: SLUB / Deutsche Fotothek, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70400098

 

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Zwischen königlicher Repräsentanz und Sparsamkeit

Ausschnitt aus einer Lithographie nach Otto Knäbig, um 1842
Georgenbau von Norden, nach der Aufstockung um 1833, Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Unbekannter Fotograf, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90068505

Einhundert Jahre später, von 1833 bis 1834, erhöhte Otto von Wolframsdorf den Georgenbau für König Friedrich August II. um ein Geschoss und breitete ihn bis an das Jagdtor aus.

Die nun zentrale Durchfahrt durch das weiterhin erhaltene Renaissanceportal flankierten zwei Durchgänge für Passanten. Bis auf dieses und die sechs ebenfalls unter Herzog Georg entstandene Wappenfelder, die als Fries zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss der Elbseite angebracht wurden, war der Bau nahezu vollkommen schmucklos.

Aufgrund der nur begrenzten Baumittel hatte die Funktionalität des Neubaus Vorrang vor dessen Schönheit.

Auf dem abgeflachten Zeltdach wurde dennoch eine dekorative Ballustrade angebracht. Trotzdem vermittelte der biedermeierlich - klassizistische Georgenbau zusammen mit dem angrenzenden, fast zeitgleich umgebauten Nordflügel des Schlosses, einen eher kasernenartigen als einen royalen Eindruck.


Im Innenraum ließ König Johann von ca. 1865 bis 1869 den Kleinen Ballsaal und das Audienzzimmer der Königin von Hofbaumeister Bernhard Krüger einrichten. Angesichts der zunehmenden Abhängigkeit Sachsens von Preußen bezog sich der Semperschüler bei der Gestaltung des Interieurs auf die lokalen Traditionen des sächsischen Neobarock und Neorokoko zur Bekräftigung der sächsischen Identität.

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Aushängeschild der sächsischen Bürgerschaft

Anlässlich des 800 jährigen Jubiläums der wettinischen Herrschaft in Sachsen 1889 wurde das Dresdner Schloss von Gustav Dunger und Gustav Fröhlich repräsentativ umgestaltet. Den krönenden Abschluss der Schlossrenovierung bildete die Neugestaltung des Georgenbaus.

Noch heute können Sie die Fassaden im Stil der Neorenaissance bewundern, die der Georgenbau bei dem Umbau von 1899 bis 1901 erhielt.

Die Staffelgiebel, Zwerchhäuser und der Mittelerker erinnern an den Georgenbau des 16. Jahrhunderts. Den damaligen Bauherrn und Namensgeber des Georgenbaus, Herzog Georg den Bärtigen hat Christian Behrens am Giebel der neuen Elbfassade in einem Reiterstandbild verewigt.

Für die gleichzeitige Durchfahrt von Wagen aus beiden Richtungen wurde das Mittelportal um 1900 enorm verbreitert. Heute ist der Georgenbau aber für den Verkehr gesperrt. Zwei riesige Argonauten, griechische Heldenfiguren, die der Legende nach auf der Suche nach dem Goldenen Vlies zur See fuhren, scheinen die Ebfassade zu tragen. Turmartige Erker schmücken die Ecken der beiden Hauptfassaden und ein kupfergedeckter Turm mit offenem Umgang und Fahnenstange ragt an der Spitze des Zeltdaches auf.

Fotografie 1936
Elbfassade des Georgenbaus von Nordosten, Blick von der Brühlschen Terrasse über den SchlossplatzFoto: SLUB / Deutsche Fotothek, Walter Hahn, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71078179
Fotografie 1922
Argonautenfiguren am Hauptportal der Elbfassade, gestaltet von Christian Behrens, 1899 - 1901Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Walter Hahn, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90074278
Schwarzweißaufnahme, 1933
Südfassade nach Umbau um 1900, Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Walter Hahn, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71076163
Fotografie, Innenansicht
Kapelle der Allerhöchsten Herrschaften, um 1900, Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Ermenegildo Antonio Donadini, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/80751830
Als neuer Seitenflügel wurde die Jagdtorpartie des Langen Gangs in den Bau integriert. Dadurch konnten die Gemächer für König Albert und Königin Amalie im Innern des Georgenbaus noch großzügiger gestaltet werden. Sogar eine kleine Privatkapelle wurde eingerichtet.

Bei den Baumaßnahmen spielten die königlichen Bewohner aber eine untergeordnete Rolle. Das Bürgertum hatte sie finanziert und durch ihre Beteiligung an der Schlossbaukommission aktiv mit beeinflusst.

Der Georgenbau, wie auch das gesamte neugestaltete Schloss wurden so zu einem Zeichen des neuen Herrschaftsverständnisses des sächsischen Volkes, das den König und seine Residenz als Mittel der Repräsentation seiner eigenen Macht nutzte. In dieser Funktion konkurrierte der Georgenbau mit dem unmittelbar benachbarten Ständehaus des sächsischen Parlaments, errichtet von 1901 bis 1903 von Paul Wallot.

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Vom Skelett zum Museum

Bis auf die Schaffung von drei Durchbrüchen (1933 bis 1934), die noch heute den Zugang von der Schlossstraße in den Stallhof ermöglichen, blieb der Georgenbau bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nahezu unverändert.

Die Bombardierungen Dresden von 1944 bis 1945 aber verwandelten den Georgenbau in eine Mauerskelett. Die Zwischendecken und das Dach waren eingebrochen, zurück blieben von dem völlig ausbrannten Bau nur die fensterlosen Fassaden. Nässe und Frost ließen sogar noch nachträglich den maroden Ostgiebel einstürzen.

Schlossstraße, 1937: Entlang der Straße hängen unzählige Hakenkreuzfahnen, auch an der Spitze des Georgenbaus scheint eine solche zu wehen. Offenbar wussten also auch die Nazis die traditionelle Repräsentationsfunktion dieses städtebaulich weiterhin zentralen Orts für sich zu nutzen.
Entlang der Schlossstraße und an der Spitze des Georgenbaus hängen 1937 Hakenkreuzfahnen. Offenbar wussten auch die Nazis die repräsentative Wirkung dieses Orts für sich zu nutzen. Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Walter Möbius, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71076162
Blick vom Stallhof nach 1945
Blick vom Stallhof auf den Georgenbau, nach 1945, Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Unbekannter Fotograf, http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87507888

In den 60er Jahren drohte sogar der Abriss des Georgenbaus zur Verbesserung der Sicht von der Augustusbrücke auf den südlich des Schlosses geplanten Kulturpalast. Um das zu verhindern schlug Hans Nadler, der damalige Dresdner Chefkonservator des Instituts für Denkmalpflege vor, den Georgenbau anstelle neuer, teurerer Baracken für die Baustelle des Kulturpalastes zu nutzen. Dem wurde zugestimmt und der Georgenbau von 1963 bis 1967 saniert. Äußerlich wurde dabei der Neorenaissancebau von ca. 1900 mit den Änderungen von 1933/34 wieder hergestellt. Seine aufwendigen Sandsteinfiguren bekam er aber erst 2006 durch Bildhauermeister Stefan Zimmermann und dessen Werkstatt zurück. Im zweiten Obergeschoss wurden der Kleine Ballsaal und das Audienzzimmer der Königin, beide von Bernhard Krüger in den 1860ern geschaffen, restauriert.

Fotografie, nach 1946
An der Spitze des Georgenbaus wird die Fahne der SED gehisst, Foto: SLUB / Deutsche Fotothek, Richard Peter sen., http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/88950527

Neues Leben erhielt der wiederhergestellte Bau durch die Aufnahme von Ausstellungen.

Den Anfang bildete 1994 die Ausstellung „Das Dresdner Schloss – Monument sächsischer Geschichte und Kultur“ im ersten Geschoss, die vorher von Oktober 1989 bis Dezember 1990 in den Räumen des Grünen Gewölbes im Westflügel des Schlosses gezeigt worden war. Seit 1995 haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im zweiten Obergeschoss des Georgenbaus diverse Sonderausstellungen präsentiert.

Dauerhaft sollte dort aber eine Sammlung Platz finden, deren Ursprung ebenfalls auf Georg den Bärtigen zurückgeht: Das Münzkabinett. Verwaltung, Depot, Studiensaal und die Spezialbibliothek zur Münz- und Landeskunde richtete der Architekt Werner Hößelbarth 2002 im dritten und vierten Obergeschoss des Georgenbaus ein. Die neugestaltete Dauerausstellung des Münzkabinetts im zweiten Obergeschoss konnte aber erst im Juni 2015 eröffnet werden. Im ersten Obergeschoss kam die Ausstellung „Weltsicht und Wissen um 1600“ der Rüstkammer hinzu.

Auf ganz neue Weise wurde die Elbfassade des Georgenbaus anlässlich des Stadtfests 2011 durch eine 3D Video Projektion des Künstlers Markos Aristides Kern und Musik von Boris Dlugosch belebt.

Zur weiteren Information:
Arnold, Paul: Das Münzkabinett Dresden im Georgenbau des Dresdener Schlosses; in: Dresdener Kunstblätter 47(2003), S. 185-194.
Magirius, Heinrich: Der Georgenbau; in: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hgg.): Das Residenzschloss zu Dresden, Bd. 1 Von der mittelalterlichen Burg zur Schlossanlage der Spätgotik und Frührenaissance, Petersberg 2013, S. 235-271.
Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Das Dresdner Münzkabinett. Die Ausstellung, URL: https://www.youtube.com/watch?v=ZOvOlJqviok (letzter Aufruf 31.01.2018).